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Veröffentlicht am 26­.06.2012

26.6.2012

Wien: Mitglied der "Pfarrerinitiative" kann nicht Dechant werden

Kardinal Schönborn verlangt als Voraussetzung Distanzierung vom Ungehorsamsaufruf - Bisheriger Dechant von Piesting, Meidinger, nicht wiederbestellt

Wien, 26.06.2012 (KAP) Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat der Wiederbestellung eines Dechanten nicht zugestimmt, nachdem dieser es abgelehnt hatte, sich vom Ungehorsamsaufruf der "Pfarrerinitiative" zu distanzieren. Das bestätigte der Pressesprecher des Wiener Erzbischofs, Michael Prüller, am Dienstag gegenüber "Kathpress". In einem "Kathpress" vorliegenden Schreiben Prüllers, das bereits vergangene Woche an allen Dechanten zugegangen ist, wird auf die jüngste Sitzung des Priesterrates der Erzdiözese vom 10. Mai verwiesen, bei dem der Ungehorsamsaufruf der Pfarrerinitiative diskutiert worden war.

Dabei habe Kardinal Schönborn "erneut festgestellt, dass er den Diskurs über die Themen der Pfarrerinitiative weiterhin führt, aber dass ein Aufrufen zum Ungehorsam die innere Einheit der Kirche gefährdet. Er werde daher niemanden zum Dechanten ernennen, der am Aufruf zum Ungehorsam festhält".

Inzwischen sollte der Dechant des Dekanates Piesting im südlichen Niederösterreich, Peter Meidinger, nach Wiederwahl durch die Dekanatsversammlung vom Erzbischof in diesem Amt bestätigt werden. Meidinger ist Unterzeichner der Ungehorsamsaufrufes der Pfarrerinitiative.

Entsprechend seiner Ankündigung beim Priesterrat "muss der Erzbischof auf einer Distanzierung vom Ungehorsamsaufruf bestehen", betont Prüller in seinem Schreiben. Als Beispiel für eine ausreichende Erklärung habe der Erzbischof im Priesterrat die Erklärung eines Dechanten, "der seinen Gehorsam als einen kritischen Gehorsam definiert hat, der auch Auseinandersetzungen mit dem Bischof zulassen müsse, aber klargestellt hat, dass er auch bei inhaltlich unterschiedlicher Positionierung die Einheit mit der Kirche, repräsentiert durch den Bischof, nicht aufgeben würde".

Am 11. Juni hatte Kardinal Schönborn ein Gespräch mit dem zur Wiederbestellung vorgeschlagenen Dechanten Meidinger. "Er bat ihn dabei entweder um die Beendigung der Mitgliedschaft bei der Pfarrerinitiative oder um ein anderes Zeichen der Distanzierung vom Aufruf zum Ungehorsam, etwa in einer Stellungnahme der oben genannten Art", so Prüller. Am nächsten Tag habe Meidinger dem Erzbischof mitgeteilt, dass er unter diesen Umständen für eine weitere Funktionsperiode nicht zur Verfügung stehe. Kardinal Schönborn habe dies zur Kenntnis genommen und Dechant Meidinger für seinen langjährigen engagierten Dechantendienst gedankt.

Zum neuen Dechant des Dekanates Piesting hat er den ebenfalls von der Dekanatsversammlung vorgeschlagenen Moderator von Steinabrückl und Wöllersdorf, Waclaw Stanislaw Radziejewski, ernannt, zu dessen Stellvertreter Pfarrer Mag. Paul Jachim. Mit der Ernennung des aus Polen stammenden Radziejewski solle "auch der ausdrückliche Dank und die Anerkennung für die vielen hervorragenden Priester verbunden sein, die aus anderen Ländern zu uns kommen, um hier in der Seelsorge Gutes zu tun", wird Schönborn zitiert.

Meidinger erklärte in einem veröffentlichten Schreiben an seine Mitbrüder, er habe "die Erkenntnis gewonnen, dass 20 Jahre gediegene Dekanats-, Vikariats- und Diözesanarbeit nicht ausgereicht haben, das Vertrauen des Herrn Erzbischofs zu gewinnen". Vor die Wahl gestellt, das Amt oder die Pfarrerinitiative zu verlassen, "habe ich mich für die Initiative entschieden, weil mir dieser Vorschlag unmoralisch erscheint und mit meinem Gewissen nicht vereinbar ist".

http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/47771.html

Zuletzt geändert am 27­.06.2012