70 Jahre Menschenrechte / Jahreswende

„Für Menschenrechte – auch in der Kirche!“

Pressemitteilung München, 7. Dezember 2018

Wir sind Kirche zu 70 Jahre UN-Menschenrechtserklärung
und zur Jahreswende 2018 / 2019 

Anlässlich des 70. Jahrestags der UN-Menschenrechtserklärung fordert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Umsetzung der Menschenrechte auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche ein – besonders für Frauen, Priester und homosexuelle Menschen. Der absolute Ausschluss der Frauen von Weiheämtern, das Heiratsverbot für Priester sowie die Forderung der Enthaltsamkeit an homosexuelle Menschen widersprechen in eklatanter Weise den individuellen Menschenrechten wie auch dem biblisch geprägten Menschenbild.

Auch wenn die Menschenrechte nach der Französischen Revolution ursprünglich gegen den Widerstand der Großkirchen durchgesetzt wurden, haben sie bezüglich Freiheit, Gleichheit und Solidarität durchaus auch christliche Wurzeln. Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist ganz explizit in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte genannt, die zunächst von Papst Johannes XXIII. und vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) anerkannt worden sind.

Menschenrechte statt Homophobie

Vor diesem Hintergrund irritieren die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus, Homosexualität sei eine Modeerscheinung, diese Art von Zuneigung habe keinen Platz für Priester und Ordensleute in der Kirche. Dies ist letztlich diskriminierend gegenüber allen Homosexuellen in der Kirche. Erleben wir ein Ende des Reformkurses von Papst Franziskus? Wurde er von den beharrenden Kräften innerhalb der römischen Kurie ausgebremst? Wir sind Kirche sieht es als positive Entwicklung, wenn homosexuelle Frauen und Männer sich nicht mehr verstecken müssen. Der Vatikan und die katholische Weltkirche müssten sich dafür einsetzen, die in fast 80 Ländern immer noch bestehende Kriminalisierung zu beenden. 

Grundgesetz-Petition gegen Frauendiskriminierung

Damit der Staat auf die Beseitigung der bestehenden Nachteile für Frauen durch ihre Diskriminierung innerhalb der katho­lischen Kirche und auch anderer Religions­gemein­schaften hinwirkt und diese nicht länger duldet, geht Wir sind Kirche einen neuen Weg und wird Anfang 2019 eine Petition an den Deutschen Bundestag zu einer klarstellenden Änderung des Art.140 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland starten. Dies hatte die Wir sind Kirche-Bundesversammlung Anfang November 2018 in Nürnberg beschlossen.

Rückblick auf das Jahr 2018

Im vergangenen Jahr wurde die römisch-katholische Kirche weltweit von Krisen geschüttelt wie wohl seit der Reformation nicht mehr: Machtkämpfe in Rom und Rücktrittsforderungen an Papst Franziskus, Aufdeckung von Missbrauchsskandalen in immer mehr Ländern. In Deutschland hat die erschütternde MHG-Studie im Auftrag der Bischofskonferenz die Zusammenhänge von sexualisierter Gewalt und den besonderen Strukturen der römisch-katholischen Kirche aufgezeigt. Umso enttäuschender waren die äußerst dürftigen gemeinsamen Erklärungen der deutschen Bischöfe, von denen einige noch immer keine Bereitschaft zeigen, mit der konsequenten Aufarbeitung zu beginnen und auch konkrete institutionelle Verantwortung zu übernehmen.

Das Vertrauen in die Institution ist auf einen Tiefpunkt gesunken. Nur 6 Prozent aller Befragten meinten, die katholische Kirche habe mit ihren Reaktionen auf die deutsche Missbrauchsstudie das Vertrauen in ihre Insti­tution wieder stärken können, wie aus einer repräsentativen bundesweiten Umfrage von infratest dimap im Auf­trag des SWR hervorgeht. Auch die Priesterzahlen sind mehr als alarmierend: Bis 2030 werden etwa 7.000 der aktuell rund 13.500 Priester­stellen in Deutschland nicht mehr besetzt werden können.

Enttäuschend war im Mai das erneute Nein der Glaubenskongregation in Rom zur Priesterinnenweihe von Frauen, nicht nachzuvollziehen das Nein zur Veröffentlichung der Handreichung der deutschen Bischöfe für den Kommunionempfang konfessionsverbindender Paare. Das hat viele Christinnen und Christen sehr irritiert, sie aber auch darin bestärkt, nach ihrem Gewissen zu handeln.

Die gegenwärtige Kirchenkrise eröffnet also auch Chancen, die Kir­chenentwicklung vor Ort selbst in die Hand zu nehmen. Dazu hat Wir sind Kirche eine 20-seitige Handreichung erstellt, die Mut macht und konkrete Handlungsschritte aufzeigt.
> Bericht über den Zeitraum Oktober 2017 - Oktober 2018


Ausblick auf das Jahr 2019

Wir sind Kirche wird weiter sehr genau beobachten, was die einzelnen deutschen Bischöfe zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt unter­nehmen und ob sie gegebenenfalls auch bereit sind, für Fehlverhalten persönlich Verantwortung zu übernehmen.

Neben der Beteiligung am Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund wird Wir sind Kirche den im Herbst 2018 begonnenen Strategie- und Update-Prozess „Zukunft von Kirche und von Wir sind Kirche“ fortführen.

Das aktuelle Wir sind Kirche-Winter-Info enthält auch die Einladung zur 43. Bundesversammlung vom 29. bis 31. März 2019 in Würzburg:
> Wir sind Kirche-Info Winter 2018 / 2019

Auch nach 23 Jahren arbeitet Wir sind Kirche fast ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis und versteht sich weiterhin bewusst als „Bewegung“, die sich nur durch Spenden finanziert. Die nationale und internationale Vernetzungs- und Informationsarbeit wird durch den gemeinnützigen Wir sind Kirche e.V. finanziert.

Ausgewählte Termine 2019 (laufend aktualisiert: www.wir-sind-kirche.de/?id=632):

23.-25. Januar Wir sind Kirche-Strategieworkshop Deutschland/Österreich in Hofheim/Taunus
29.-31. März 43. Wir sind Kirche-Bundesversammlung in Würzburg
11. April 2019 Teilnahme an 50-Jahrfeier des Freckenhorster Kreises in Münster
29. April  Aktionen zum Tag der Diakonin
12. Mai Aufruf zur KirchenVolksPredigt („Laienpredigt“)
16.-19. Mai Netzwerktreffen des Europäischen Netzwerks Kirche im Aufbruch in Wien
19.-23. Juni Teilnahme am 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund
20.-23. Juni 2nd Global Forum of the People of God in São Paulo (Brasilien)
25. Aug.-1. Sept.  14. Wir sind Kirche-Pilger-Rad-Tour
18.-20. Oktober 44. Wir sind Kirche-Bundesversammlung in Neustadt a.d.Weinstraße

                  

Das Wir sind Kirche-Bundesteam wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen frohe Weihnachtstage und ein gutes, mehr Hoffnung bringendes Neues Jahr!

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:
Magnus Lux, Tel: 0176-41 70 77 25 E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel. 0172-5184082 E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 09­.01.2019